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Über seine Herkunft

Auch der „Gute Hund“ stammt vom Wolf ab.

Der Hund stammt vom Wolf ab.

Er hat wölfische Wesensmerkmale und Bedürfnisse. Aufgrund dieser Abstammung hat er die folgenden Ansprüche, weil er ein Mitglied unserer Gesellschaft ist.

 

Hundehalter, Züchter und Ausbilder sollten sich den Bedürfnissen des Partners Hund stets bewusst sein. Er wird durch seine Menschen geprägt. Das Ergebnis seines Wesens und der Art, wie er sich in seiner / unserer Umwelt zeigt, haben wir erzeugt und gefördert. Wenn wir dabei Fehler gemacht haben, sollten wir diese nicht allein den Hund ausbaden lassen. Wir dürfen und sollten uns Hilfe holen, um unserem besten Freund ein Leben an unserer Seite, zur Freude aller, zu ermöglichen.

Wolf

1.

Der Hund braucht einen sachkundigen Besitzer.

Ein sachkundiger Besitzer ist informiert über seine wölfische Abstammung und die daraus resultierenden Folgen im Zusammenleben mit seinem Hund. Er informiert sich ferner über Verhalten, Kommunikation und Erziehung.

 

Zur Sachkunde gehört auch ein Basiswissen über Gesunderhaltung und Pflege sowie über die Konsequenzen der Haltung von Rüden oder Hündin.

Vor Anschaffung eines Hundes ist es unbedingt erforderlich, sich über die Wesensmerkmale und insbesondere Ansprüche der jeweiligen Rasse/Rassen umfassend zu informieren, damit geistiger und körperlicher Unterforderung des Hundes vorgebeugt wird.

(vergl. dazu auch die Punkte 6 und 9).

Junge mit Hund

2.

Der Hund braucht soziale Kontakt zu Menschen und Hunden.

Frau mit Hund

Dieses Notwendigkeit setzt räumliche Nähe zu den Sozialpartnern voraus. Daher ist eine Zwingerhaltung lediglich in Kombination mit einer überwiegenden Haushaltung halbwegs tolerabel.

 

Eine Anbindehaltung ist nach dem heutigen Tierschutzgesetz verboten und dauerhafte Zwingerhaltung lehne ich komplett ab. Anzustreben ist die Haltung von wenigstens zwei Hunden; sollte dieses nicht möglich sein, bitte ich Euch zu gewährleisten, dass der Hund regelmäßig Kontakt zu anderen Hunden hat (Welpenspielstunden, Hundewiese, Spaziertreffs etc.).


 


3.

Der Hund sollte mit Artgenossen Kontakt haben und spielen dürfen.

Im Spiel mit anderen Hunden erwirbt der Hund soziale Kompetenz.

 

Er lernt die Umgangsformen seiner Art kennen (Aktions- und Reaktionsmuster im sozialen Geschehen). Kommt es im Spiel zu Vermischungen von verschiedenen Motivationen (Jagd-, Sexual-, Territorial, Aggressionsverhalten), darf der Besitzer regulierend in das Spiel eingreifen, um ritualisierten Verhaltensweisen wie die permanente Fixierung auf Spielobjekte vorzubeugen. Auch im Spiel mit dem Menschen kann es zu einer derartigen Vermischung der Antriebe kommen.

Häufig testen Hunde im Spiel ihre Grenzen aus und versuchen, diese zu überschreiten.

 

Daher darf der Mensch Form, Anfang und Ende des Spieles bestimmen und es jederzeit kontrollieren können. Spielen mit Hunden heißt nicht, einen Ball oder ähnliches zu werfen und den Hund hinterherlaufen zu lassen. Dies fördert den Jagttrieb und sollte unterbleiben. Spiel lebt von Abwechslung im Verhalten und nicht vom Equipment. Spielen mit Hunden bedeutet, miteinander zu rangeln, zu rennen, sich anzuschauen,

sich zu verstecken, sich gegenseitig zu berühren und Spaß dabei zu haben.

 

6 Hunde

4.

Der Hund braucht Verlässlichkeit in seinen sozialen Beziehungen.

Der Hund ist keine Ware und kein Wegwerfartikel.

 

Für ihn ist es wichtig, lebenslang in einem stabilen sozialen Gefüge zu verbringen. Grundsätzlich ist es daher nicht zu tolerieren, dass der Hund aus diesem Gefüge beliebig herausgerissen wird.

 

Der Hund braucht eine klare Position innerhalb der Familie. Diese Position wird zugewiesen durch das Setzen von Grenzen, innerhalb derer er sich frei und sicher bewegen kann. Die Reaktionen aller Familienmitglieder auf Grenzüberschreitungen (= unerwünschtes Verhalten) müssen immer unmittelbar, fair und angemessen erfolgen.

Welpe trinkt Milch

5.

Der Hund benötigt artspezifische Kommunikation.

Hunde kommunizieren körpersprachlich und hierarchisch. Sie setzen u.a. ihre Körpersprache und ihre Mimik ein,

um sich einander oder auch dem Menschen mitzuteilen.

 

Das Erkennen und Deuten der Körpersprache des Hundes und das Einbringen des eigenen Körpers in das soziale Zusammenleben, dient der Kommunikation mit dem Hund. Dazu gehörten das Anfassen und Streicheln, aber auch die Begrenzung des Hundes. Neben den köpersprachlichen Signalen sind das Bellen und das Knurren artspezifische Lautäußerungen, die der Kommunikation dienen. Bellen kann zum einen Ausdruck von Lebensfreude und Aufregung sein. Bellen und insbesondere Knurren können aber auch Warnsignale sein zur Verteidigung des Territoriums,

der Gruppenmitglieder oder seiner selbst.

 

In diesen Fällen darf der Besitzer gewährleisten, dass es zu keinen Beißvorfällen kommt (Briefkasten für den Postboten gefahrlos erreichbar). Ritualisiertes Dauerkläffen kann ein tiefersitzendes Problem zeigen. Es gehört dazu, vorausschauend zu handeln, also auch einzukalkulieren, dass manche Menschen (z. B. Kinder) in falscher Weise auf Droh- und Warnsignale des Hundes reagieren.

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2 Hunde

6.

Der Hund hat ein Anrecht auf körperliche und geistige Auslastung.

Hund rennt im Schneee

Der Wolf ist ein ausdauernder Traber über weite Strecken.

 

Einige Rassen sind aufgrund ihrer Anatomie in der Lage, täglich viele Stunden zu laufen. Daher ist es erforderlich, seinen Hund körperlich und geistig zu fordern. Geistige Forderung kann z. B. über gemeinsame Intelligenzspiele erfolgen, die zu Hause genau soviel Spaß machen wie draußen.

 

Eine notwendige körperliche Auslastung, wie z.B. bei Nordischen-, oder Windhunde Rassen, ist nicht in jeder Wohnlage gegeben. 

 

Hier, wie bei jeder Anschaffung eines Hundes, gilt die Regel: Augen auf bei der Wahl der Rasse.

 


7.

Der Hund möchte sich frei bewegen.

Der Hund sollte überwiegend frei, d.h. unangeleint laufen dürfen.

 

Dies ermöglicht ihm der Freilauf die Erkundung der Umwelt. Damit es immer wieder etwas Neues für den Hund zu erforschen gibt (er hat ein Bedürfnis nach Abwechslung und Vielseitigkeit), sollten die Spaziergänge oft in unterschiedlichen Gebieten stattfinden.

 

Eine unbedingte Voraussetzung für den Freilauf, ist der sichere Rückruf. Ohne diesen sollte ein Freilauf nur in eingezäunten Gebieten erfolgen.

Hund mit Stock

8.

Der Hund hat das Recht auf Leben in körperlicher Unversehrtheit.

Alle Arten von Quälereien und Misshandlungen haben ohne Ausnahme zu unterbleiben.

 

Ebenfalls dürfen Hunden unter keinen Umständen körperliche Defekte angezüchtet werden (Qualzucht z. B. bei Shar-Pei, Mops, englischen u. französischen Bulldoggen, Pekinesen, Toyrassen). Bei züchterischen Maßnahmen dürfen genetische Defekte nicht in Kauf genommen werden. Ein körperlicher oder genetischer Defekt besteht auch darin, dass Hunde nur noch eingeschränkt in der Lage sind zu kommunizieren (extreme Faltenbildung im Gesicht, stark eingeschränkte Atmung durch extrem kurze Nasen).

 

Vom Kauf solcher Hunde über eine/n Züchter/in bitte ich abzusehen! (Solltet ihr ein solches Tier im Tierheim/Tierschutz finden, freut es sich genauso über ein neues zu Hause wie jeder andere Hund.)

 

Hunde haben ein Recht auf tiermedizinische Hilfe bei Krankheit und Schmerzen. In aussichtslosen Situationen ist hiervon auch das Recht umfasst, vor weiteren Leiden bewahrt zu bleiben. Der Besitzer hat in diesem Fall dafür Sorge zu tragen, dass der Hund fachgerecht eingeschläfert wird. In die körperliche Unversehrtheit des Hundes sollte nur dann eingegriffen werden, wenn ein anderes Recht des Hundes (z. B. das Recht auf freie Bewegung (siehe Punkt 6.)) erheblich eingeschränkt werden würde.

Hund spielt mit Pape

9.

Der Hund braucht Aufgaben, die seinem Wesen entsprechen.

 

Bei Gebrauchshunden wie Jagd-, Hüte-, Herdenschutz-, Wach- oder Schlittenhunden ist es eine der wichtigsten Aufgaben der Besitzer eine weitgehend anlagegerechte Beschäftigung seines Hundes sicherstellen oder zumindest entsprechende

Ersatzbeschäftigungen für seinen Hund organisieren.

 

Ist dies nicht möglich, sollte von der Anschaffung eines solcherart spezialisierten Hundes abgesehen werden.

 

Die wesensgerechte Beschäftigung darf nicht dazu führen, dass andere Individuen in konkrete Gefahr geraten. Dies ist aber insbesondere bei Hunden mit einer angezüchteten, gesteigerten Aggressivität und/oder Verteidigungsbereitschaft der Fall. In dicht besiedelten Gebieten gehen die erforderlichen Maßnahmen zur Gefahrenabwehr zwangsläufig zu Lasten einer artgerechten, den Bedürfnissen entsprechenden Haltung dieser Hunde (z. B. kann ihnen der erforderliche Freilauf nicht in ausreichendem Maße geboten werden). Zucht und Haltung dieser Hunde stellen in Deutschland damit ein ernsthaftes Problem dar.

2 Hunde mit Stock

10.

Der Hund braucht das Lernen durch eigene Erfahrungen

 

Hund im Teich

Nichts kann die eigenen Erfahrungen ersetzen,
die insbesondere ein junger Hund machen kann.

 

Der Besitzer darf daher bereits seinen Welpen frühzeitig mit möglichst vielen Umweltkonstellationen vertraut machen. Dies dient auch der Vermeidung von „Fehlprägungen“ (z.B. Jagd auf Jogger, Radfahrer, laufende Kinder). Es gilt, den Hund in seinem Lern- und Reifungsprozess zu unterstützen und zu leiten.

 

Ziel sollte es sein, dass der Hund seine Grenzen kennt, zwischen Spiel und Ernst klar unterscheiden und aggressives Verhalten kontrollieren kann, um sich in einer Vielzahl von Situationen angemessen zu verhalten und in seiner Umwelt sicher und souverän zu bewegen.


11.

Der Hund möchte sich schmutzig machen, mal stinken und er bekommt vielleicht u.a. mal Flöhe :0).

Aufgrund der wölfischen Abstammung sind bestimmte
Verhaltensweisen und Bedürfnisse vorhanden:

 

• sich in Aas/Gülle zu wälzen
• in Schlammlöcher zu springen
• Löcher zu buddeln
• Mäuse auszugraben usw.

 

Derartiges Verhalten hat für den Hund einen hohen Stellenwert. Der Besitzer darf lernen, es zu tolerieren. Diese Forderung entbindet den Besitzer aber nicht von seiner Verantwortung, für die Gesunderhaltung seines Hundes zu sorgen (Impfungen, Wurmkur, Floh/Zeckenbehandlung etc.).

 

Schwarzer Hund mit Geschirr

12.

Der Hund braucht art- und bedarfsgerechte, abwechslungsreiche Ernährung.

Hunde haben ein großes Ernährungsspektrum,
dazu gehören u.a. Aas, Essensreste, Knochen, Schlachtabfälle oder auch mal Exkremente.


 

Hund im Plastik Pool

Schlusswort

Der Hund ist ein Hund! Gleichwohl läuft er in unserer Gesellschaft Gefahr, nur noch an den menschlichen Ansprüchen gemessen zu werden. Die vorgenannten Punkte wollen einen Beitrag dazu leisten, den Hund als Tier mit tierischen (wölfischen) Bedürfnissen zu sehen, wertzuschätzen und so zu lieben und zu achten..

 

Quelle: Canis-kynos.de. Ergänzt mit persönlichen Ausführungen